Der Cottage Garden (ehemaliger Gemüsegarten)

 

Als wir die ca. 450 qm große Parzelle vor knapp zehn Jahren von unseren Nachbarn erwarben, bestand sie aus ca. 70% Rasenfläche und 30% Brachland. Auf Letzterem hatte sich flächendeckend Giersch ausgebreitet, aus dem einige schiefe Fichten und mehrere Baumstümpfe herausragten.

Nichts davon erschien uns erhaltenswert, so dass wir tabula rasa machen konnten.

Unser freundlicher Nachbar beseitigte mit seinem Trecker die Bäume und Baumstümpfe und entfernte auch die alte Weißdornhecke, die das Grundstück zur Straße begrenzte. Lediglich ein sehr alter Pflaumenbaum, an den ich eine Ramblerrose setzte, und ein hoher Kirschbaum blieben stehen.

Pläne für die Gestaltung der neu hinzugewonnenen Fläche hatte ich zur Genüge, doch zunächst musste ich mich in Geduld fassen. Die gierschbedeckte Fläche, die später unser Gemüsegarten werden sollte, wurde für ein ganzes Jahr mit einer soliden Silagefolie bedeckt, auf die ich eine sehr dicke Schicht Holzschnitzel aufbrachte.

Anschließend setzten meine Söhne eine Friesenmauer aus gesammelten Feldsteinen zu dem höher gelegten Nachbargrundstück, um den Höhenunterschied abzufangen und die dort sichtbaren Betonsteine zu kaschieren. Sichtschutz sollte eine auf den Wall gepflanzte Thujahecke bieten, die auch sehr schnell in die Höhe schoss.

Unter der Weide legten wir einen Zweikammerkompost an, der jedes Jahr umgeschichtet wurde. Mit diesem Kompost düngte ich den Garten. 2019 musste er dem viktorianischen Gewächshaus weichen.

Nachdem das Jahr vergangen war, befreiten wir die Fläche von der Silagefolie und entdeckten eine dicke Schicht weißer Wurzeln und Triebe. Der Giersch hatte den Kampf um bessere Lichtverhältnisse verloren und ist bis heute nicht wieder aufgetaucht. Die Methode war also erfolgreich und ich konnte mit der Anlage des Gemüsegartens beginnen.

Mein Arbeitsplatz

An der dem Kompost gegenüberliegenden Seite errichtete ich ein hohes Spalier, an das ich eine Eierpflaume und eine Williams Christ Birne pflanzte. In der Mitte ließ ich einen Durchgang frei, der ein kleines Gatter erhielt. Dieses wurde 2023 durch einen Torbogen ersetzt. Wenn man durch diese Öffnung tritt, befindet sich auf der linken Seite der Friesenwall mit der Thujahecke, die inzwischen fast vollständig das Nachbarhaus verdeckt. Auf der rechten Seite errichtete ich einen Staketenzaun aus Kastanienholz, der in der Mitte ebenfalls von einem Rankbogen unterbrochen wird. Hier gelangt man zur Narzissenwiese.

An der vierten Seite, die zum nächsten Nachbargrundstück hin liegt, errichtete ich eine Sichtschutzwand aus Holz, die ich in Schwedenrot strich.

Den Gemüsegarten unterteilte ich in vier Beete und setzte in die Mitte ans Wegekreuz eine Hochstammrose.

Vor die Wand baute ich aus Holzresten und Zierelementen, die ich noch fand, eine Philosophenbank. Bei Regen (und natürlich auch im Sonnenschein) sitzt es sich dort recht gemütlich. Es ist nicht nur einer meiner bevorzugten Sitzplätze , sondern wird auch von der Katze des Nachbarn gern genutzt (was meinen Zierkissen nicht so gut tut).

Alle Wege werden im Frühling mit dem anfallenden Schreddermaterial bedeckt, das bei den Baumschnittaktionen im Winter anfällt. Ein sinnvoller Kreislauf.

Nachdem die Beete abgestochen waren, fasste ich sie nach alter Bauerngartenmanier mit Buchs ein und bemühte mich, sie sinnvoll nach der Vierfeldermethode zu bepflanzen. Dabei musste ich leider feststellen, dass die rote Wegschnecke meine Bemühungen sehr zu schätzen weiß und jede Ernte bestimmter Gemüsesorten unmöglich macht.

Zwar wendete ich alle erdenklichen Methoden der Schneckenvernichtung an (Kupferzäunchen um die Beete, ausgelegte Bretter, Schneckenkorn in Massen, bereits im März erstmalig ausgestreut, abendliches Absammeln, Bierfallen etc. etc.) , doch die Schnecken torpedierten meine Maßnahmen.

Da unsere Nachbarn gute Erfolge mit indischen Laufenten erzielten, erwog ich auch deren Einsatz, doch die Haltung ist zu aufwendig und der Dreck, den sie hinterlassen, stört mich schon.

Ich versuchte, die Schnecken auszutricksen: So stellte ich ein Hochbeet (aus England rangeschleppt) auf, doch die Schnecken kletterten kurzerhand in das Beet und vertilgten über Nacht alle Gemüsepflänzchen. Um wenigstens Kartoffeln ernten zu können, pflanzte ich diese in sogenannte Forcer Pots, große tönerne Gefäße ohne Boden.

Immer, wenn die Kartoffeln ein Stück weitergewachsen waren, füllte ich die Gefäße nach und nach mit Erde auf und häufelte somit die Kartoffeln an. Zum Schluss ragte dann das Kartoffelkraut oben aus der Öffnung und, wenn dieses verwelkt war, konnte man die Töpfe anheben und die fertigen Kartoffeln kullerten einem entgegen. Das funktionierte auch einige Jahre sehr gut, aber irgendwann begannen die Schnecken an den Forcer Pots hochzuklettern und das Kartoffelkraut über Nacht zu verschlingen.

Es machte wirklich keinen Spaß mehr!

Nachdem 2022 schließlich nicht einmal mehr das Kartoffelkraut vor den gefräßigen Schnecken mehr verschont wurde, beschloss ich, den Gemüsegarten aufzugeben und dort stattdessen einen englischen Cottage Garden anzulegen.

Im Winter 22/23 entfernten wir die Buchshecken und die spärlichen Gemüsepflanzen, wie z.B. den Rhabarber, und gruben das ganze Arial um. Es entstanden neue, geschwungene Wege, die mit Ziegelsteinen eingefasst wurden, und zwei Eintrittstore für Kletterrosen und Wicken. In die entstandenen Beete pflanzte ich typische Cottage Garden Stauden, wie Lavendel, Phlox, Rosen und massenhaft Tulpen. Es gibt auch weiterhin noch etwas Gemüse in Form von Tomaten, die im Tomatenhaus stehen und auch die Forcerpots werden trotz der schlechten Erfahrungen noch mit Kartoffeln bepflanzt. Neben dem Tomatenhaus entstand ein Arbeitsplatz aus einem Tisch und einer alten Tür. Dort setze ich z.B. Ableger für den Pflanzenverkauf in Töpfe.

Vom Cottage Garden aus kann man durch eine Tür in der rückwärtigen Wand in einen Gartenraum gelangen, den ich zum Kompostieren und auch zum Lagern von Baumaterialien nutze. Dieses Stückchen Land konnte nicht erworben werden, aber ich hatte das Glück, es von dem neuen Besitzer des Nachbarhauses zu pachten.

2021  baute ich zwischen der Sitzlaube und der erwähnten Tür ein überdachtes Regal, in dem meine Sammlung alter Bienenkörbe untergebracht ist.

Ein antiker Bienenkasten (beehive) und zwei Nachbauten aus England befinden sich ebenfalls im Cottage Garten.