Im Schattengarten

Durch die halboffene, schwarze Tür begeben wir uns nun in den Schattengarten.

Auch dieser Gartenteil war einmal ein Stück Wiese, das am äußersten Ende des ursprünglichen Gartens lag und an drei Seiten an Nachbargrundstücke stieß. Es war das am weitesten vom Wohnhaus entfernteste Stück des Gartens , sehr sonnig gelegen und mit einem hübschen Blick auf eine Schafweide, auf der sich ein altes Fachwerkhaus befand.

Diese Ecke mochten die Kinder und ich besonders gern und so entstand hier zunächst die „Spielwiese“ mit Schaukel, Rutsche, Sandkasten, Kinderbeeten, Bolzrasen, Baumhaus und einem Spielhäuschen für unsere Tochter.

Eine recht große Weide spendete dort an heißen Tagen Schatten .

An zwei Seiten der Wiese legte ich als Sichtschutz zu den Nachbargrundstücken Vogelschutzknicks an. Als Gehölze wählte ich Vogelbeere, Eberesche, Weißdorn, Hundsrose, schwarzer Holunder, Schlehe und Pfaffenhütchen (ein Magnet für Rotkehlchen). Diese wuchsen sich im Laufe der Jahre zu hohen, dichten Hecken aus, die natürlich die Wiese beschatteten. Auch die Weide gewann sehr schnell an Höhe und sorgte zusätzlich für Schatten.

Zu allem Unglück wurde nach knapp 15 Jahren das alte Fachwerkhaus abgerissen , die Schafe verschwanden und auf ihrer Weide wurden direkt hinter der Grundstückgrenze zwei Häuser gebaut, die uns nicht nur des schönen Weitblicks, sondern auch jeder Helligkeit beraubten. Unglücklicherweise wurden die Gebäude auch noch auf einem ca. 1m höher aufgeschütteten Fundament errichtet, so dass sie optisch noch gewaltiger wirkten und natürlich auch mehr Licht nahmen. Plötzlich war aus unserer sonnigen Lieblingsecke ein schattiger Ort ohne Ausblick geworden .

Um aus dieser unglücklichen Situation das Beste zu machen, beschloss ich, die Spielwiese komplett umzugestalten:

Die Kinder waren dem Spielalter mittlerweile entwachsen, so dass die Spielgeräte entfernt werden konnten. Der Rasen litt auch sehr unter dem Lichtmangel und wurde ebenfalls abgetragen .Auf die entstandene Fläche pflanzte ich große Buchskugeln, die zu Schafskörpern geschnitten wurden und Köpfe aus Ytonstein erhielten, die ich daraus modelliert hatte. Zwischen die Schafe setzte ich schattentolerante Fingerhüte, Funkien , Lungenkraut, Pupurglöckchen und Bergenien (, die allerdings Sonne bevorzugen würden).

Dazwischen platzierte ich Findlinge und schichtete Steinsäulen auf.

                    

Unter der Weide richtete ich meinen Pflanztisch ein und stellte eine Bank , die aus einer riesigen Teakwurzel gefertigt wurde, zum Ausruhen davor.

Im verwaisten Spielhaus verwahre ich Dekoartikel, Werkzeug und im Winter die Schafköpfe. Ursprünglich war es für die Kinder mit Möbeln, einer Matratze auf dem Dachboden und einem Kaminofen ausgestattet , wovon nur noch letzterer erhalten blieb. Durch eine kleine zweiteilige Klöntür gelangt man vom Spielhäuschen ins ehemalige Hasenhäuschen. Hier waren früher unsere Hasen untergebracht, doch heute taugt es als weiterer Stauraum.

           

Als zusätzlichen Sichtschutz zu den hohen Nachbarhäusern baute ich am höchsten Punkt des Gartens eine kleine Fachwerklaube, deren Fußboden ich mit einem Muster aus hochkant verlegten Kieselsteinen versah. Diese Art der Fußbodengestaltung ist in England sehr verbreitet und natürlich wurden auch alle Kiesel an englischen Stränden gesammelt.

In der Laube befindet sich eine Bank, von der aus sich ein schöner Blick über die Schafherde zum Spielhäuschen und zur Mehlbeerlaube ergibt

Die Mehlbeerlaube entdeckte ich einst in einer Fachzeitschrift und ließ sie von unserem Gärtner im Nachbarort nachpflanzen. Gärtnerei Meyer

Dazu setzte er mehrere , schon etwas höher gewachsene Mehlbeerbäume zu einem Kreis und verband diese mit Rundstangen, wie sie für die Folientunnel in Gärtnereien verwendet werden, zu einer Laube. In ihr lässt es sich an heißen Tagen gut aushalten, zumal man von ihr aus einen schönen Blick auf den Teich und den dahinter befindlichen Pavillon genießen kann.

Zwischen dem Spielhaus und der Laube befindet sich eine gewaltige Buchsbaumkugel, die leider zunehmend unter dem Pilz leidet.

An der rückwärtigen Mauer des Klostergartens führt eine kleiner Weg auf eine geheimnisvolle Tür zu. Wenn man sie öffnet und hindurchgeht, gelangt man in den Blauregengang.

Vor der Mauer gedeiht Akanthus, der sich dort im Halbschatten offensichtlich sehr wohl fühlt und jedes Jahr mehr seiner prächtigen Blütenstände entwickelt. Ich habe ihn , wie die meisten meiner Pflanzen, aus England mitgebracht, wo man ihm dank des milderen Klimas häufig begegnet.

 

 

 

 

Bevor wir vor einigen Jahren das Nachbargrundstück erwarben, war der Schattengarten gewissermaßen eine Sackgasse. Nun aber müssen wir nicht umkehren, sondern können unseren Rundgang vorsetzen, indem wir unter der Weide hindurch zum „Neuen Garten“ gelangen.